Mechanisierung der Landwirtschaft

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Bindemäher „FAHR“ B5

Datierung

1960 – 1965

Material/ Technik

Eisenblech, lackiert; Buche, Esche, Baumwolle, Sisal

Inventarnummer

06/025/01

Bis zur Mechanisierung und Motorisierung der Landwirtschaft blieben große Teile der Feldarbeit reine Handarbeit. Bei der Ernte musste zuerst mit der Sense gemäht, danach die abgemähten Getreidehalme gebündelt und verknotet werden. Die Garben wurden dann zu Hocken zusammengestellt, um eine weitere Trocknung und Reifung zu erreichen. Das Getreide wurde eingefahren und in der Scheune gedroschen.
Mit der Erfindung des Mähbinders oder Bindemähers konnten zwei Arbeitsschritte zusammengefasst werden und der gesamte Vorgang beschleunigt werden, mit dem Ergebnis, dass nun weniger Menschen mit geringerer Arbeitsbelastung am Erntevorgang beteiligt waren.

Erfunden wurde das Arbeitsgerät bereits im Jahr 1872 von dem Amerikaner Charles Withington. Den Durchbruch in Europa schaffte der Mähbinder aber erst nach dem 2. Weltkrieg. Als Zugkraft dienten zunächst Pferde, später dann Traktoren, die über Zapfwellen den geschleppten Bindemäher antrieben.

Eine hölzerne Haspel legt die Getreidehalme in einer Vorwärtsbewegung nebeneinander auf eine Tuchwalze, zugleich schneidet ein Messerbalken das Getreide ab. Danach werden die Ähren in einer seitlichen Bewegung weitergezogen. Ab einem bestimmten Quantum wird automatisch der Bindeapparat in Gang gesetzt, der Sisalgarn um die Garben schlingt. Die gebündelten Halme werden anschließend hinaus auf das Feld geworfen.

Der hier gezeigte Mähbinder stammt aus dem Hause FAHR aus Gottmadingen (Landkreis Konstanz). Die Firma, die 1870 von Johann Georg Fahr gegründet wurde, stellte landwirtschaftliche Maschinen her. Nachdem das Unternehmen 1911 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, begann man 1938 mit der Produktion von Traktoren. 1951 stellte man den ersten deutschen Selbstfahrmähdrescher vor, der ein Jahr später in die Serienproduktion ging.
Die Deutz AG, die bereits Motoren für die Traktoren an Fahr lieferte, übernahm 1961 25% der Aktienanteile und kaufte bis 1975 die Firma komplett auf. Seit 1981 firmierte das Unternehmen unter dem Namen Deutz-Fahr und verkaufte unter dieser Marke seine Traktoren. Das typische Rot von Fahr musste nun aber dem Hellgrün von Deutz weichen. Im Stammwerk Gottmadingen am Bodensee, welches von einem norwegischen Landmaschienenkonzern übernommen wurde, produzierte man noch bis 2006 landwirtschaftliche Geräte.

Die auf den Bindemäher folgenden Mähdrescher vereinigten dann gleich alle Arbeitsschritte in einem fahrenden Gerät: Getreide schneiden, die Körner aus den Ähren herauslösen und Stroh und Korn voneinander trennen.