Blick ins Rathaus aus Häslach

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Das Stempelkarussell im Rathaus aus Häslach

Die Amtsstube im Rathaus aus Häslach erinnert Hans Weil, den Vorsitzenden des Fördervereins, an seine eigene Laufbahn als Verwaltungsexperte und langjähriger Bürgermeister von Köngen. Vor allem das Stempelkarussell hat ihn sein ganzes Berufsleben begleitet.

Bild: Sven Falk

Das Gebäude aus Häslach entstand 1789 als Schulhaus mit Lehrerwohnung. 1878 kam zusätzlich die Funktion als Rathaus hinzu. Bis zum Abbau 1989 wurde es mehrmals umgebaut. Im Freilichtmuseum Beuren ist es als typisches württembergisches Dorfrathaus im Zeitschnitt von 1963 eingerichtet: Mit den Original Büromöbeln aus Häslach, dem schwarzem Schnurtelefon, einer Tastenschreibmaschine, einem Tresor und einem Stempelkarussell.

Die Utensilien sind Hans Weil bestens vertraut. Ähnlich sahen die Amtsstuben noch aus, als er 1967 in Löwenstein seine Ausbildung begann. Und er weiß auch den Tresor sofort einzuordnen: „Damals wurden viele Löhne an die Gemeindemitarbeiter noch bar ausbezahlt“ erzählt er. Doch nicht nur Geld wurde im Panzerschrank aufbewahrt, erinnert er sich: „Nachts wurden auch die Stempel im Panzerschrank eingeschlossen, damit keiner mit den Hoheitszeichen Unfug treiben konnte.“

Bild: Sven Falk

Und auch im digitalen Zeitalter spielen Stempel immer noch eine gewichtige Rolle – als Zeichen der Glaubwürdigkeit und Entscheidungsbefugnis. Vielleicht verschwinden sie einmal im Postumlauf, wo sie das Eingangsdatum dokumentieren oder festhalten, ob eine Rechnung bezahlt wurde. Völlig unverzichtbar sind die Dienstsiegel aber als Teil einer Urkunde – etwa auf dem Standesamt bei Geburt, Heirat oder Tod. Sie stellen sicher, dass das Dokument nicht verfälscht werden kann.

Heute freilich ließe sich eine Kommune nicht mehr von so einem kleinen Raum aus mit den wenigen Utensilien wie im Häslacher Rathaus dirigieren. Schon innerhalb seiner Amtszeit als Bürgermeister von Köngen von 1982 bis 2014 haben sich für Hans Weil die Aufgaben im Rathaus gewaltig verändert. Etliche Bereiche sind vielfältiger geworden, andere neu hinzugekommen – die Überwachung des öffentlichen Verkehrs beispielsweise, das ganze kommunale Ordnungswesen, der schulische Bereich, die Kinderbetreuungen, das Zusammenspiel mit anderen Kommunen und den Landkreisen. Eines aber ist gleichgeblieben: dass eine amtliche Urkunde erst durch den Stempel als Dienstsiegel wirksam wird.

(Text: Felicitas Wehnert, Förderverein Freilichtmuseum Beuren)