Station 18

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Back- und Waschhaus aus Sielmingen

»Bettwäsche und Krautkuchen«

  • Erbaut: 1813
  • Zeitschnitt: um 1910
  • Abbau: 1988
  • Wiederaufbau: 1989

Unsere Vorfahren waren praktische Menschen: das kleine Gebäude einer Bauernfamilie auf den Fildern wurde 1813 direkt über einem Bach errichtet. Der Weg zum Wasser für große und kleine Wäsche war daher kurz. Ursprünglich war das Nebengebäude einer Hofanlage nur ein Waschhaus. Erst um die Jahrhundertwende tauchte in den Akten die Funktion des Backens auf. Ausgestattet war das Häusle mit Backofen, Waschkessel und Obstdarre.

Und wenn eine Schwäbin zur Gemächlichkeit aufruft mit den Worten “no net hudle”, erinnert sie an den Hudelwisch, den feuchten Lappen, mit dem ihre Ahnen die heiße Backfläche gereinigt haben. Das Wischen musste schnell gehen, der Brotteig wartete zum Einschießen.

Baugeschichte und Baubefunde

Das Back- und Waschhaus aus Sielmingen wurde im Jahr 1813 erbaut. Ursprünglich war es ein Teil einer stattlichen Hofanlage, die aus einem Wohnhaus, einer Scheuer und einem Stall bestand. Die Wände des Gebäudes bestehen aus Kalkbruchsteinen, die Eckquaderung aus Sandsteinen. Sowohl Innen- als auch Außenwände sind mit Kalkmörtel verputzt, die Außenwände zusätzlich mit weißer Kalkfarbe übertüncht. Bemerkenswert ist das vierseitige Zeltdach. Der Backofen war noch bis in die 1950er Jahre in Betrieb, der Waschkessel wurde sogar bis in die 1960er Jahre genutzt.

Ausführliche Informationen zur Baugeschichte des Back- und Waschhauses aus Sielmingen finden sich unter dem folgenden Link

Hausbewohner und Hausbewohnerinnen

Die Hofanlage trägt in Sielmingen den Namen „Melchers Haus“. Der Name geht zurück auf den früheren Eigentümer Melchior Arnold, der im Jahr 1745 starb. Zum Erbauungszeitpunkt des Back- und Waschhauses gehörte das Anwesen zur Hälfte dem Schmied und Bauern Hanns Jerg Schäfer und seiner Ehefrau Margaretha. Die andere Hälfte gehörte deren Bruder, dem Bürgermeister von Sielmingen, Michael Fauser.

Zeitschnitt und Zeitgeschehen

Das Back- und Waschhaus wird im Zeitschnitt um 1910 gezeigt. Im Jahr 1909 wird das Gebäude erstmals als Back- und Waschhaus in den Akten erwähnt, zuvor nur als Waschhaus. Zum Erbauungszeitpunkt befand sich noch keine Obstdarre im Gebäude. Diese wurde erst nachträglich, jedoch noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, eingebaut. Auch beim Waschkessel handelt es sich um einen späteren Einbau.