Station 13

Fotoatelier aus Kirchheim unter Teck
- Erbaut: 1889
- Zeitschnitt: 1901-1914
- Abbau: 1999
- Wiederaufbau: 2001/2002
Nicht gerade typisch für ein Dorf, aber ein gerettetes Kleinod: das Tageslichtatelier eines Berufsfotografen ist das vermutlich älteste erhaltene Gebäude seiner Art in Europa und stammt aus Kirchheim unter Teck.
Ende des 19. Jahrhunderts waren Fotoapparate noch teuer und unhandlich, sodass sich nur wenige wohlhabende Familien eine eigene Kamera leisten konnten. Wollte man ein Bild von sich haben, etwa anlässlich einer Hochzeit, einer Familienfeier oder im Freundeskreis, ging man zum Fotografen.
Der aus dem heutigen Thüringen stammende Otto Hofmann baute das jetzt im Freilichtmuseum Beuren befindliche Atelier im Jahr 1889. Da zu dieser Zeit noch keine elektrischen Scheinwerfer verfügbar waren, war die richtige Versorgung mit Tageslicht von entscheidender Bedeutung. Die von Otto Hofmann gewählte Dachverglasung und die Glasfront auf der Nordseite des Gebäudes sorgte das ganze Jahr über für einen gleichmäßigen Lichteinfall ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Für eine ansprechende Kulisse sorgten zahlreiche verschiedene Hintergrundleinwände, auf die Hofmann als gelernter Dekorationsmaler besonderen Wert legte. So konnten sich seine Kunden wahlweise vor der Kulisse eines bürgerlichen Zimmers, eines paradiesischen Gartens oder verschiedener Landschaftspanoramen ablichten lassen.
Baugeschichte und Baubefunde
Das Fotoatelier aus Kirchheim unter Teck wurde im Jahr 1889 von dem Fotografen Otto Hofmann errichtet. Die einzelnen Atelierteile sind in sehr leichter Bauweise erbaut. Die Fundamente bestanden nur aus wenigen Steinen, obwohl zur Erbauungszeit schon Betonfundamente üblich waren. Der Grund hierfür war, dass Otto Hofmann von vorneherein mit Ortswechseln rechnete. Ein solcher erfolgte bereits 1892. Das Fotoatelier wechselte innerhalb Kirchheims den Standort. Eine Besonderheit stellt die Dachverglasung dar. Sie ist nach Norden ausgerichtet, damit sie keine direkte Sonneneinstrahlung zulässt. Mithilfe von schwarzen und weißen Vorhängen lies sich das einfallende Licht steuern.
So konnte der Fotograf unabhängig von Wind und Wetter seine Kundinnen und Kunden fotografieren. Die Menschen aus Stadt und Land nutzten zahlreich das Kirchheimer Atelier, selbst Hermann Hesse ließ sich bei Otto Hofmann vor der gemalten Kulisse der Burg Teck ablichten. 1948 endete die gewerbliche Fotografie in diesem Atelier.
Ausführliche Informationen zur Baugeschichte des Fotoateliers aus Kirchheim unter Teck finden sich unter dem folgenden Link
Hausbewohner und Hausbewohnerinnen
Der Fotograf Otto Hofmann (1859-1950) betrieb das Fotoatelier von1889 bis 1948 zusammen mit seiner Frau Anna (geb. Fackler, 1864-1952). Nach dieser Zeit wurde es als Gartenhaus bzw. als Lagerschuppen genutzt und geriet in Vergessenheit.
Zeitschnitt und Zeitgeschehen
Das Fotoatelier aus Kirchheim unter Teck wird gezeigt, wie es sich in der Zeit von 1900 bis 1914 darstellte. Dies war die Blütezeit von Hofmanns Atelierfotografie, da sich kaum jemand einen eigenen Fotoapparat leisten konnte.