BAUTZ - unauffällig, zuverlässig, beständig

BAUTZ – unauffällig, zuverlässig, beständig

Sonderschau: BAUTZ

Der Name Bautz ist eng mit der Mechanisierung im kleinbäuerlich strukturierten Südwesten und dem Aufschwung der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg verknüpft. Ohne die akustische und ästhetische Präsenz der Bautz-Schlepper würde jedem Oldtimertreffen etwas Wesentliches fehlen. Die Sonderschau im Rahmen des 21. Oldtimertreffens im Freilichtmuseum Beuren 2018 ist den Bautz-Schleppern gewidmet: hier kommen Nostalgie und Geschichte zusammen und präsentieren sich einem staunenden Publikum.

BAUTZ-Traktor vom Model 300 A im Freilichtmuseum Beuren.

Bautz – mechanische und motorisierte Erntehelfer

Das im oberschwäbischen Saulgau beheimatete, 1890 gegründete Familienunternehmen Josef Bautz hatte, bevor es in die Schlepperproduktion einstieg, bereits einen sehr guten Ruf als Hersteller von Erntemaschinen. Vom Erfolgsmodell “Attila” beispielsweise, einem Grasmäher, wurden zwischen 1914 und 1934 über 100.000 Stück in alle Welt verkauft, und auch der ab 1935 gebaute Bautz-Bindemäher fand viele dankbare Abnehmer.
Erste Pläne, in den Traktorenbau einzusteigen, gab es in den 1930er-Jahren, sie zerschlugen sich zunächst. Zwar wurden einige Prototypen entwickelt, doch das eigens für die Fertigung erworbene und ausgerüstete Werk im hessischen Großauheim am Main wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs für die Rüstungsproduktion beschlagnahmt. Dagegen konnte die Produktion von Erntemaschinen in Saulgau uneingeschränkt fortgeführt werden. Dieses Geschäft florierte auch nach dem Krieg weiter. 1950 beschäftigte Bautz in Saulgau 700 Mitarbeiter und hatte bei den Gras- und Getreidemähern, den Heuwendern und Bindemähern in Deutschland eine führende Stellung.

Von Tübingen über Saulgau nach Großauheim

1949 bot sich der Firma eine günstige Gelegenheit in den Schlepperbau einzusteigen. Die Tübinger Firma Zanker trennte sich von ihrer kurzzeitigen Schlepperproduktion (und konzentrierte sich fortan auf den Bau von Waschmaschinen, Wäscheschleudern und anderen Haushaltsgeräten). Bautz erwarb von Zanker die Konstruktion des Bauernschleppers M 1, von dem Zanker nur 100 Exemplare verkauft hatte, und richtete die im Krieg zerstörte Großauheimer Anlage für die Serienproduktion her. Der erste Bautz B 14 AS verließ 1950 das Werk und wurde in Werbeanzeigen freudig begrüßt: „60 Jahre Bautz – der lang erwartete 14-PS-Bautz-Dieselschlepper ist da”.
Kurze Zeit später stellte Bautz mit dem AS 120 eine erste eigene Konstruktion vor. MWM (Mechanische Werkstätte Mannheim) lieferte den wassergekühlten Zweizylinder-Viertakt-Dieselmotor, dessen Leistung zwischen 14 und 20 PS über die Drehzahl regelbar war. Das Modell zielte mit seiner leichter Bauweise und einem günstigen Preis vor allem auf die kleinbäuerlichen Betriebe. Von 1951 bis 1960 im Programm, wurde der AS 120 (später umbenannt in: AW 120) mit einer Stückzahl von 11.682 Exemplaren der meistverkaufte Schlepper der Marke. Vom kleineren Bruder, dem AS 122 (später: AL 122) mit 12 PS und luftgekühltem Viertakt-Einzylinder-Dieselmotor, wurden von 1952 bis 1960 insgesamt 2635 Exemplare gefertigt.

BAUTZ-Traktor mit Seilwinde im Freilichtmuseum Beuren.

Erfolg, Krise und Ende der Marke Bautz

Ende der 1950er-Jahre belegte Bautz bei den Neuzulassungen in Deutschland häufig einen Platz unter den ersten 12 Herstellern. Dann brach der Absatz, nicht nur bei Bautz, ein – der Markt für kleine Schlepper war gesättigt. Viele Hersteller gaben auf. Bautz versuchte mit neuen, leistungsstärkeren Modellen und mit neuem Design gegenzusteuern. Statt in Grün wurden die neuen Modelle (Bautz 200 mit 15 PS, Bautz 300 mit 20 PS und Bautz 350 A/W mit 25 PS) nun in Rot-Orange und mit gestalterisch stark überarbeiteter, schicker Front ausgeliefert. Vom Modell 200 wurden immerhin noch 1955 Exemplare, vom Modell 300 noch 3012 Stück verkauft.
Um den Markt auch mit Traktoren über 30 PS bedienen zu können, wurde zunächst eine Partnerschaft mit Nuffield, einer Marke der British-Motor-Company, geknüpft, die allerdings nur kurze Zeit Bestand hatte. Auch die mit Rheinstahl geschlossene „Hanomag-Bautz-Union“ brachte keinen großen Erfolg. Der wirtschaftliche Abwärtstrend war nicht mehr zu stoppen. Bautz zog die Konsequenzen, stellte 1962 nach insgesamt etwa 25.000 produzierten Schleppern den Traktorenbau ein und konzentrierte sich wieder aufs Geschäft mit den Erntemaschinen. 1969 verschwand der Name Bautz gänzlich vom Markt. Der Landmaschinenkonzern Claas kaufte das Unternehmen und reihte dessen Erntemaschinen in die eigene Produktpalette ein. Die „Claas Saulgau GmbH“ setzt die Werkstradition bis heute fort und produziert mit 500 Mitarbeitern Futtererntemaschinen.

Motoren des Fortschritts, Motoren der Erinnerung

Was bleibt? „Bautz-Schlepper hatten nie den Nimbus des Besonderen. Möglicherweise aber machte gerade diese Unauffälligkeit ihre Stärke aus“, urteilt Klaus Herrmann in seiner kurzen Marken-Biographie, denn Bautz gehörte nicht gerade zu den Marken, die mit technischen Sensationen oder wegweisenden Konstruktionen auf sich aufmerksam machten: „Solange sie gebaut wurden, zwischen 1950 und 1962, verkörperten sie das, was man gerne als den konservativen Schleppertyp bezeichnet“. Bautz-Traktoren standen für Eigenschaften, die gerade auf dem Land damals hoch gehalten wurden: unauffällig, zuverlässig, beständig, solide. Und für viele Klein- und Nebenerwerbslandwirte war der erste Schlepper ein Bautz, der in Form von Arbeitserleichterung für Fortschritt sorgte und deshalb lange in guter Erinnerung blieb.