Preiswert, Robust, Einfach, Zuverlässig

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Sonderschau: Porsche-Diesel-Traktoren

Als besondere Attraktion werden in diesem Jahr alle ankommenden Porsche-Traktoren zu einer Sonderschau zusammengestellt. Sie repräsentieren ein spannendes Kapitel württembergischer Industrie- und deutscher Nachkriegsgeschichte.
Die meisten bringen den Namen Porsche wohl kaum mit Traktoren in Verbindung. Tatsächlich gehört zur Geschichte der Firma, die heute Teil des Volkswagen-Konzerns ist und hauptsächlich vom Sportwagenbau lebt, auch die Entwicklung und Konstruktion eines „Volksschleppers“. Die Idee hierzu geht auf Ferdinand Porsche zurück, industriell umgesetzt wurden seine Pläne dann in den 1950er- und 1960er-Jahren in Württemberg, bei der Uhinger Firma Allgaier und der Porsche-Diesel GmbH in Friedrichshafen.
Analog zu dem von den Nationalsozialisten propagierten „KdF-Wagen“ (dem späteren Volkswagen „Käfer“) sollte ein einfacher, robuster und zuverlässiger Traktor die Motorisierung im Bereich der Landwirtschaft voranbringen. Ferdinand Porsche erhielt 1937 den Auftrag, neben dem „Volkswagen“ auch einen „Volksschlepper“ zu entwickeln. Ein erster Prototyp wurde 1938 in Stuttgart fertiggestellt. Kriegsbedingt wurde 1941 das Projekt aufgegeben.

Nach 1945 entwickelte Porsche seinen Volksschlepper weiter und fand in den Uhinger Allgaier Werken, die seit 1946 auch Schlepper herstellten und hierzu mit Kaelble kooperierten, einen gewichtigen Lizenznehmer. Allgaier stellte 1950 einen ersten Schlepper mit der Bezeichnung „Allgaier System Porsche“ vor, das Modell AP 17, 17 PS stark. Mit Luftkühlung, Leichtbauweise, ölhydraulischer Kupplung und einem günstigen Preis von 4450 DM machte er auf sich aufmerksam. Der AP 17 konnte alle Feld- und Transportarbeiten in kleinbäuerlichen Betrieben, die für Württemberg typisch waren, erledigen.
Allgaier richtete in Friedrichshafen auf dem ehemaligen Dornier-Gelände eine moderne Traktorenfabrik ein, in der insgesamt über 40.000 Allgaier-Traktoren nach dem „System Porsche“ hergestellt wurden. 1955 gab Allgaier die Schlepperproduktion auf. Die neu gegründete Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH Friedrichshafen – wirtschaftlich eine Tochter der Mannesmann AG, bei Entwicklung und Konstruktion von der Porsche KG betreut – führte die Produktion bruchlos fort. Aus grün lackierten Traktoren mit dem „A“ (für Allgaier) in der Typenbezeichnung wurden rote mit einem „P“ (für Porsche). Später wurden das Programm neu strukturiert und vier Grundtypen, die den Bereich von 15 bis 50 PS abdeckten, angeboten: Junior (Einzylinder), Standard (Zweizylinder), Super (Dreizylinder) und Master (Vierzylinder). 1961, im besten Jahr, wurden über 16.000 Schlepper in Friedrichshafen gefertigt, bei den Zulassungen lag Porsche-Diesel mit 12 % Marktanteil hinter Deutz auf Platz 2. Porsche-Diesel kooperierte ab 1958 mit Deutz und übernahm 1962 auch die MAN-Traktorenfertigung. Dennoch sank die Auslastung der Fabirk, die Absätze gingen zurück. 1963 wurde der letzte Porsche-Diesel montiert. Daimler-Benz übernahm die Werksanlagen, Renault den Vertrieb und die Versorgung mit Ersatzteilen.

Porsche-Diesel-Traktoren zeichnen sich durch eine für ihre Zeit fortschrittliche Konstruktion und eine kostengünstige Fertigung aus. Der Nimbus des genialen Konstrukteurs übertrug sich auf das Fahrzeug, das eigentlich nur den Zweck hatte, die bäuerlichen Zugtiere zu ersetzen. Die rot lackierte, weit nach vorne gezogene Motorverkleidung wirkte Ende der 1950er-, Anfang der 1960er-Jahre modern.