Eröffnung September 2019
Das Gebäude: Der Gartensaal aus Geislingen an der Steige
Zur Bau- und Nutzungsgeschichte des Gartensaals 1892 bis 2019
Der Geislinger Saal mit seiner Nutzungsgeschichte eignet sich hervorragend, um den neuen Themenschwerpunkt „Erlebnis- und Genusszentrum Alte Sorten“ im Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen attraktiv zu präsentieren. Das Originalgebäude – einst als Ausflugslokal erbaut – passt sehr gut in den Gebäudebestand und kann mit seiner Geschichte Teil des neuen Themenschwerpunktes „Erlebnis- und Genusszentrum Alte Sorten“ im Freilichtmuseum Beuren werden.
1892
Am 28. August 1892 veranstaltet Johannes Hafner, Gastwirt zum Grünen Baum in Geislingen, ein Gartenfest mit Musik und Feuerwerk „auf der sog. neuen Türkei“, dem Garten von J. Hafner (Quelle: Geislinger Zeitung 27.08.1892). Johann Hafner hatte 1872 die Wirtschaft „Grüner Baum“ gekauft und führte diese bis 1911 weiter.
1893
Bauantrag des Geislinger Brauereibesitzer und Gastwirts Johannes Hafner zur Erstellung einer Sommerwirtschaft auf seiner Baumwiese an der Überkingerstraße in Geislingen. Die Gastronomie soll den Namen “Gartenwirthschaft zur Neuen Türkei” tragen.
Der Saal hat eine Grundfläche von 14,00 auf 8,00 Meter und besitzt einen Anbau (5,10 × 3,50 Meter) für das Büffet. Von diesem Büffetraum, der zum Saal hin offen ist, führt eine Treppe in den Gewölbekeller, der eine Grundfläche von 5,00 × 4,50 Meter hat. Nutzfläche: Saal 112 qm; Büffet-Raum 17,85 qm; Gewölbekeller 22,50 qm.
Zwei “Abort-Häuschen”, getrennt nach Frauen und Herren, sollen im Abstand von ca. 20 Metern von der Gartenwirtschaft errichtet werden.
23. Juni 1893
Anzeige in der Geislinger Zeitung „Geislingen. Gartenwirtschafts-Eröffnung. Nächsten Sonntag, den 25. d. M. eröffne ich meine „Gartenwirtschaft Zur Wilhelmshöhe“ mit Musik durch die Kapelle der WMF. Für gute Speisen und Getränke ist bestens gesorgt. Zu zahlreichem Besuche dieses schön gelegenen Gartens ladet ergebenst ein Joh. Hafner z.[um] gr.[ünen] Baum.“
1911
im Jahr 1911 eröffnet Familie Hafner das neu erbaute Höhenrestaurant Wilhelmshöhe, in unmittelbarer Nachbarschaft des Gartensaals.
1937
Hermine Hafner, Witwe von Georg Hafner, lässt vom Geislinger Architekt Karl Bantleon im März 1937 einen Plan erstellen. Das als Gartensaal bezeichnete Gebäude soll jetzt eine Grundfläche von 23,00 Meter auf 10,50 Meter erhalten. . Die Toiletten sollen jetzt direkt an den Saal anschließen. Das Bürgermeisteramt genehmigt am 13. Dezember 1937 den Bauantrag. Die Nutzfläche des Saals wird damit von 112m² auf ca. 240 m² mehr als verdoppelt.
1937/38
Wird in einer Werbebroschüre der Familie Hafner das “Höhen-Restaurant Wilhelmshöhe“ als lohnendes Ausflugsziel beworben. Es heißt darin u.a.: „Großer Garten für 600 Personen – Moderner Gartensaal für 400 Personen – erstklassige Tanzfläche – Herrliche Aussicht“.
1939
Der Gartensaal wird 1939 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und als Lagerraum für Getreide genutzt.
1950
Erst 1950 kann Familie Hafner wieder zurück in die Wilhelmshöhe.
1952
Der Gartensaal soll um einen Raum erweitert werden, der als Garderobe und Vorraum zum Saal genutzt werden soll. Das Architekturbüro Bantleon fertigt für den Bauherrn Willy Hafner den Plan, der am 16. Oktober 1952 vom Bürgermeisteramt Geislingen genehmigt wird. Diese Maßnahme wird realisiert, sodass das Gebäude nun eine überbaute Fläche von ca. 420m² hat.
1960
Das Architekturbüro Ströhle aus Geislingen erarbeitet das Baugesuch „Erweiterung Gartensaal an der Türkheimerstr. 1“ für Willy Hafner. Die Stadt genehmigt das Baugesuch am 3. Mai 1960. Die Baumaßnahme wurde aber nicht realisiert.
1966
Die Ära des Gartensaals der Wilhelmshöhe als Sommerwirtschaft endet 1966.
Der Gartensaal wird zur Vermietung ausgeschrieben und ab 1967 als Lagerraum und Ausstellungsraum genutzt.
2016
Das Anwesen Wilhelmshöhe mit Gartensaal, das seit 1893 in Familienbesitz ist, wird von Familie Hafner verkauft.
2017
Die neuen Eigentümer, das Ehepaar Oberländer, renoviert die Wilhelmshöhe und überlässt den Gartensaal dem Landkreis Esslingen zur Umsetzung ins Freilichtmuseum Beuren.
13.07.2017
Der Kreistag des Landkreises Esslingen beschließt die Translozierung des Gartensaals aus Geislingen zur Nutzung als Erlebnis- und Genusszentrum für alte Sorten ins Freilichtmuseum Beuren. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Landkreises Esslingen, des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie des Fördervereins Freilichtmuseum Beuren e.V.
Februar und März 2018
Der Gartensaal wird in Geislingen an der Steige von einer Spezialfirma abgebaut.
April bis September 2018
Das Gebäude wird von einer Fachfirma in einer Halle in Oberschwaben restauriert und für den Wiederaufbau im Freilichtmuseum Beuren vorbereitet.
15. Oktober 2018
Die Vorarbeiten für den Wiederaufbau des Saales im Freilichtmuseum Beuren beginnen am 15. Oktober 2018.
11. Dezember 2018
Die ersten Wandteile des Gartensaales kommen aus Oberschwaben nach Beuren. Der Wiederaufbau am neuen Standort im Freilichtmuseum Beuren hat damit begonnen.
September 2019
Einweihung des Gartensaals mit Erlebnis.Genuss.Zentrum für alte Sorten im Freilichtmuseum Beuren